Royal International Air Tattoo - RAF Fairford

 

Für das Jahr 2012 hat es das Royal International Air Tattoo geschafft, eine hervorragende Ansammlung von Flugzeugen für das Static Display und die Flugvorführungen zu versammeln. Das Line-Up enthielt z.B. die Rückkehr der B-2A Spirit im Static sowie eine bunte Mischung von seltenen „Vögeln“ aus der ganzen Welt. Allerdings kämpfte RIAT 2012 auch gegen das (selbst für England) sehr ungewöhnlich nasse Wetter, wobei 2008, als die Show in der letzten Minute zum ersten Mal in der Geschichte der Veranstaltung abgesagt wurde, immer als Drohung über der Show schwebte. Zum Glück aber alles lief wie geplant und rund 130.000 Zuschauer genossen das jährliche Fest der militärischen Luftfahrt in den Cotswolds.

 

In diesem Jahr gab es, wie ein Kollege schrieb, "Back-to-basics", bezogen auf die Art und Weise wie die Show zusammen gestellt wurde. Es gab keine Musikbühnen und man schien sich mehr auf das Treffen der verschiedenen Luftwaffen zu konzentrieren, wobei das Diamond Jubilee der Queen und das operative Thema Skylift 2012 im Mittelpunkt standen. TRI @ RIAT blieb als die wichtigste Attraktion für das „Ground-Tatoo“ mit Ausstellungen aus der Luft-und Raumfahrtindustrie und Arena-Displays von Leuten wie dem Swift Stunt Car Team und vieles mehr.

 

Dennoch stand das Thema Wetter im Vordergrund. Vom Juni bis in den Juli hinein war das Wetter auch aus Sicht der Feuchtigkeit gewohnten Inselbewohner ungewöhnlich nass und kalt. Im Jahr 2008 waren es ähnlichen Bedingungen, die schließlich zur Absage des Air Tattoos führten. Die Parkplätze (bzw. die schlammigen Felder) konnten die Mengen an Regenwasser nicht aufnehmen. Da die Plätze bereits 3 Tage vorher für die Park & View Besucher verwendet wurde und nicht ausreichend Metallplatten zur Befestigung des Untergrundes vorhanden waren, musste die Veranstaltung zum ersten Mal abgesagt werden.

Die Ereignisse des Jahres 2008 führten zu einigen wichtigen Änderungen der Parkplatzpläne, wobei die Pre-Event-Parkplätze auf der Air Base eingerichtet wurden (leider teilweise 20 Gehminuten von der Runway entfernt).

 

Dies alles war im Jahr 2012 notwendig, denn der Regen war im Vorfeld des RIAT allgegenwärtig. Zu sagen, Fairford ist eine feuchte Veranstaltung gewesen wäre eine massive Untertreibung. Bereits der Aufbau des Showgrounds hinterließ Spuren im Rasen, die sich mit Wasser füllten und eine Teichlandschaft formten. Zum Glück funktionierten alle „Notfall-Regen-Pläne“ und wenn man bedenkt, dass die Veranstalter des britischen Grand Prix die Besucher am gleichen Wochenende aufforderten, dem Qualifying fernzubleiben, dann ist das RIAT noch glimpflich davongekommen.

 

Da ich schon um 5 Uhr (sic !) auf dem Parkplatz war, hielten sich die Bodenverhältnisse noch in Grenzen. Gegen Abend kamen dann schon mal Traktoren zum Einsatz, im Großen und Ganzen verlief alles aber einigermaßen normal.

 

Schon am Boden gab es viel zu sehen, die meiste Aufmerksamkeit erzielte die United States Air Force mit ihrer B-2A Spirit von der Whiteman AFB. Das Flugzeug kam nach einem 11 Stunden Transfer am späten Freitagabend in Fairford an und präsentierte sich zum ersten Mal seit 1999 auf dem RIAT. Damals gab es Stacheldraht und bewaffnete Soldaten, dieses Jahr vertraute man auf die britische Polizei, was das Ganze wesentlich entspannter gestaltete. Allein die Formen des "Stealthbombers" aus nächster Nähe zu bewundern war bereits die Reise nach England wert. Die B-2 war somit sicherlich eines der Highlights der diesjährigen Show.

Am anderen Ende des Static war ein weiterer Höhepunkt zu finden, ein Boeing KC-767J Tanker der japanischen Air Self Defence Force. Es war das erste Mal, dass ein japanisches Militärflugzeug im Vereinigten Königreich in der Öffentlichkeit präsentiert wurde - von Staatsbesuchen einmal abgesehen.

 

Zwischen diesen beiden Maschinen gab es eine Vielzahl von Fotoobjekten mit dem Air Tattoo-Debüt für die Mil Mi-14 Haze der polnische Marine, die Rückkehr der slowakischen Luftwaffe mit einer MiG-29UBS Fulcrum und einem Let L-410UVP Transporter sowie einer Reihe von C-130 Derivaten aus den USA, Brasilien, Jordanien, Dänemark, Norwegen, den Vereinigten Arabischen Emiraten und (zum ersten Mal beim Air Tattoo), Kolumbien. Die kolumbianische C-130H Hercules war definitiv die am schönsten lackierte und sie hatte auch ein anderen Flugzeug in Form einer CAIC / Lancair T-90 Calima mitgebracht.

Eine lange Reihe von C-130 erinnerte an die hervorragende Veranstaltung im Jahr 1994 (mein erstes Tattoo), die den 40. Geburtstag der Hercules gefeiert hatte. Drei Boeing KC-135R Stratotanker zusammen in der Mitte des Showgrounds sowie das beeindruckende Line-up von NATO F-16 aus Norwegen, Belgien und den Niederlanden geparkt neben der slowakischen MiG sind ein Anblick, den man nur beim RIAT findet !

 

Das zentrale Thema des Air Tattoos in diesem Jahr war „Skylift“ - Lufttransport und Luftbetankung. Beispiele dafür waren eine italienische KC-767TT, C-17A Globemaster III & C-5A Galaxy der USAF und ein deutscher Airbus A310MRTT. Im Static Display fanden sich ferner eine Super Etendard der französischen Marine, einige Tornados im Tiger-Meet-Look und einer der letzten Auftritte der F-4F Phantom II der deutschen Luftwaffe. USAF RC-135V Rivet Joint, US Navy E- 6B Mercury und P-3C Orion, Irish Air Corps Pilatus PC-9M, die BBMF Chipmunk T10 und OV-10B Bronco waren weitere Teilnehmer. Letztere verunglückte leider am Dienstag nach dem RIAT, wobei der Pilot verletzt und die Maschine zerstört wurde.

 

Das 8-stündige Flugprogramm präsentierte einen Höhepunkt nach dem anderen, darunter einige der weltbesten Display Teams. Die Royal Air Force feierte natürlich das Diamond Jubilee der Königin. Die Red Arrows standen an der Spitze aller RAF-Team-und Solo-Displays, wobei leider das Falcons Parachute Display Team gezwungen war, an beiden Tagen wegen schlechten Wetters und der Bodenverhältnisse in der Drop-Zone ihre Vorführung abzusagen. Die von Sqn. Ldr. Scott Loughran geflogene Typhoon FGR4 erhielt die Auszeichnung für die besten Solo-Jet-Demonstration und die Chinook HC2 das Steedman Sword für das beste britische Display.

 

Kurz vor der Show gingen zwei Tornados der XV. Squadron bei einem tragischen Unfall über den Moray Firth verloren und drei Besatzungsmitglieder kamen dabei ums Leben. Beide Displays wurden abwesenden Freunden gewidmet und am Ende der Show am Sonntag führte das Team zu Ehren der Kameraden eine Missing Man Formation über Fairford vor.

 

Eines der wichtigsten Elemente beim RIAT in diesem Jahr war die umfassende Beteiligung der Royal Air Force aus RAF Brize Norton. Nicht weniger als drei VC-10s erschienen (wahrscheinlich zum letzten Mal) auf dem RIAT beginnend mit der XV104, die ein flypast am Mittwoch auf dem Weg nach Bruntingthorpe durchführte. Eine weitere war im Static Display zu bewundern, während eine dritte das einzigartige "Skylift" flypast am Wochenende bereicherte. Neben der VC-10 nahmen die Lockheed Tristar KC1, C-130J Hercules C4 und C-17A Globemaster III daran teil. Die Zukunft des Lufttransports in der RAF symbolisierten der Airbus A330-200MRTT, die Voyager KC1 und der Airbus A400M Atlas C1 - letzterer zeigte das einzige Flying Display bei einer britischen Airshow in diesem Jahr.

 

Als weiterer Höhepunkt war der Überflug von 27 RAF Hawks geplant, die das E II R zum Diamond Jubilee bereits im Mai über Windsor Castle gezeigt hatten. Während am Samstag niedrige Wolken das große Display verhinderten und durch eine Diamond Nine Formation ersetzt wurde, konnte die große Darstellung am Sonntag wie geplant durchgeführt werden und beeindruckte die Zuschauer nachhaltig.


Der Battle of Britain Memorial Flight zeigte eine Lancaster und zwei Spitfires in Formation mit der Sea Fury des Royal Navy Historic Flight. Das Army Air Corps präsentierte seine WAH-64D Apache AH1 des Attack Helicopter Display Teams mit einer beeindruckenden Flugvorführung.


Weitere 'Skylift' Vorführungen kamen aus dem zivilen Sektor von DHL. In der Luft und auf dem Boden wurden ihre Frachtflugzeuge vorgeführt; eine Boeing 757 im Static Display und am Samstag beim fliegenden Display, während am Sonntag eine Boeing 767 im Flug gezeigt wurde.

Den Abschluss des 'Skylift' Themas bildete die MV-22B Osprey des US Marine Corps. Drei Maschinen waren in Fairford : eine im Static, zwei flogen eine Demo am Samstag und ein Solo-Display am Sonntag. 2012 war es das erste Mal überhaupt, dass USMC Piloten an einem RIAT Flugprogramm teilgenommen hatten. Obwohl kurz, zeigte das MV-22B-Display die einzigartigen Fähigkeiten des Typs mit schnellen Vorbeiflügen und im Schwebeflug.

Mehr Rotor-Aktion kam in Form der belgischen Agusta A109BA mit beeindruckendem Hubschrauberkunstflug.

Ein weiterer einzigartiger Teilnehmer war die Avro Vulcan XH558. Nach einem schwierigen Start in die Saison mit einem doppelten Triebwerksausfall früher im Jahr, die die Teilnahme an zahlreichen Veranstaltungen verhinderte, konnte sie beim RIAT endlich wieder der Öffentlichkeit präsentiert werden.

 

Wie immer beim RIAT gab es eine beeindruckende Reihe von Jet Solos aus ganz Europa. Sowohl die niederländische als auch die belgische F-16AM Fighting Falcon Demo sind dem Airshowpublikum bereits vertraut, aber Maschinen wie die Rafale C der French Air Force und die MiG-29A Fulcrum der polnischen Luftwaffe waren teilweise exklusiv nur in Fairford zu sehen. Mehrere Fachbesucher aus Farnborough nahm auch die Gelegenheit wahr, ihre neuesten Produkte vor den versammelten Militärs auf der Messe zu präsentieren. Die Jakowlew Jak-130 war ein interessante RIAT Debütant die mit voller Waffenzuladung vorgeflogen wurde. Boeing ist ein regelmäßiger Teilnehmer an RIAT mit der F/A-18F Super Hornet, wie immer beeindruckend vorgeführt, diesmal von Steve Schmitt und Riccardo Traven. SAAB stand dem in nichts nach mit der JAS-39C Gripen, die mit Smokewindern ihre Spuren am Himmel über Fairford hinterliess.

 

Die Teilnahme von großen Display Teams ist ein Markenzeichen eines RIAT Flugprogramms und dieses Jahr sah neben alten Bekannten auch einige sehr interessante Debüt-Teilnehmer. Die willkommene Rückkehr der Patrouille Suisse wurde verbunden mit dem Abschied ihres Team Leaders, der am Sonntag mit dem zeremoniellen Salut aus den Wasserkanonen zweier Löschfahrzeuge verabschiedet wurde.

 

Der Nahe Osten war mit der Rückkehr der Royal Jordanian Falcons und dem Display Debüt von Al Fursan aus den Vereinigten Arabischen Emiraten vertreten. Das Team machte eine kurze Goodwill Tour durch Europa mit Auftritten bei RIAT und in Jeselo in Italien. Das Team, das die Aermacchi MB339NAT fliegt, wurde von der Frecce Tricolori geschult und verfügt deshalb über eine Reihe von Manövern aus dem italienischen Repertoire. Sie waren eine willkommene Erweiterung der Kunstflugstaffeln in Fairford, trotz einiger technischer Probleme während ihres Aufenthalts.

 

Doch das herausragende Highlight des Flying Displays war der Auftritt des Black Eagles Display Team der Republic of Korea Air Force; sie fliegen acht KAI T-50B Golden Eagles. Das Team hatte bereits alle Zuschauer in Waddington mit der Auszeichnung für das beste Display beeindruckt, aber es steigerte sich noch in Fairford, wo es zwei weitere Preise erhielt! Die Kombination aus leistungsstarken Flugzeugen, die in sehr enger Formation flogen und einige atemberaubende Himmelsmalereien (insbesondere das koreanische Nationalsymbol) vorführten, beeindruckte nicht nur erfahrene Airshowbesucher.

RIAT 2012 war zweifellos eine der besten Ausgaben der Show in den letzten Jahren. Einige beeindruckende Displays und eine herausragende Ansammlung von seltenen und exotischen Flugzeugen aus aller Welt sind nur ein Element, das die Show so erfolgreich macht. Besondere Anerkennung gilt allen für die Showmitarbeitern und Freiwilligen, die alles möglich gemacht haben. Wir können nur hoffen, dass 2012 ein kleiner Ausrutscher in Bezug auf das nasse Wetter war und dass in den nächsten Jahren der britische Sommer auch wirklich ein Sommer wird.